Low grade Blasenkarzinom – Biomarker statt Zytologie?

Das low grade Blasenkarzinom (LGBC) ist ein relativ häufiger Befund. Für seine Verlaufskontrolle gilt bislang die Kombination aus Zytologie und Zystoskopie als Goldstandard. Neue Biomarker im Urin könnten dies ändern. Svitlana / stock.adobe.com × Im Rahmen einer Pro-Contra-Diskussion auf dem Kongress der European Association of Urology (EAU) 2024 wurde versucht, den Stellenwert der Biomarker beim Monitoring der Aggressivität des Blasenkarzinoms zu bewerten. Diese einfach durchzuführenden Urintests sind auch im ambulanten Setting möglich. Die aktuellen Leitlinien der EAU empfehlen zwar weiterhin primär die Kombination aus Zytologie und Zystoskopie. Allerdings werden Biomarker als mögliche Ergänzung zur Zytologie betrachtet, da sie deren Sensitivität verbessern können.1 Eva Compérat von der Universität Wien betrachtet die Urinzytologie mit eventuell anschließender Zystoskopie weiterhin als den Goldstandard beim Monitoring des LGBC, sofern die Interpretation streng nach der Paris-Systematik (TPS) erfolgt. Diese Auswertungsmethode ist darauf ausgelegt, hochgradige Entartungen (HGBC) zu detektieren. Und genau dies sei der Hauptaspekt in der Nachsorge. Hohe Sensitivität der Zytologie für HGBC Die Pathologin weist auf die hohe Sensitivität der Zytologie bei der Detektion eines HGBC hin (bis zu 84 %).2 Die Spezifität ist der Expertin zufolge noch höher. In einer histologischen Vergleichsstudie gab es bei 1200 Proben nur eine falsch positive Zytologie für ein HGBC.3 Für die Bewertung der Zytologie als Monitoring-Parameter ist zudem entscheidend, dass sie auch nach einer Bacillus-Calmette-Guérin-Therapie valide Aussagen erlaubt.4 Für Compérat belegen zahlreiche Studien die Überlegenheit der Zytologie im Vergleich zu anderen diagnostischen Methoden. Obwohl vielversprechende neue Ansätze mit den Biomarkern im Urin existieren, bleibt für sie die Zytologie die zuverlässigste Untersuchungsmethode. Tahlita Zuiverloon vom Erasmus Medisch Centrum in Rotterdam empfiehlt stattdessen eine primäres Aggressivitätsmonitoring des LGBC mit Biomarkern. Zytologie und Zystoskopie sind zu aufwendige Verfahren, die zudem mit Compliance-Problemen einhergehen. Das LGBC ist per se mit einer sehr geringen Rate an hochgradigen Entartungen behaftet, was bei der Monitoring-Strategie berücksichtigt werden muss. Zuiverloon weist darauf hin, dass die Zytologie bei der Verifizierung eines LGBC, aufgrund der geringen Sensitivität und der hohen Interobserver-Variabilität unzuverlässig ist. Überdies garantieren nur Pathologiezentren eine adäquate Diagnostik. Neue Bewertung von Biomarkern gefordert Für die Urologin ist die hohe Sensitivität der Biomarker bei der Erkennung eines neuen HGBC entscheidend. Diese liegt im Bereich von 71 bis 88 %. Der negative Vorhersagewert (NPV) erreicht ebenfalls testabhängig Werte von 93 bis 99 %.5 Ein weiterer Vorteil besteht in der deutlichen Kostenreduzierung, da eine Zystoskopie nur noch bei positivem Biomarker-Befund durchgeführt werden müsste. Ein weiterer Vorteil ist, dass der Test auch ambulant oder im häuslichen Umfeld durchgeführt werden kann. Dies erhöht die Compliance wesentlich. In der anschließenden Diskussion wurde klar, dass eine neue Bewertung der Biomarker beim Aggressivitätsmonitoring des low grade Blasenkarzinoms in naher Zukunft ansteht. Referenzen: 1https://uroweb.org/guidelines/non-muscle-invasive-bladder-cancer/summary-of-changes 2 Faysal A., et al. : Prospective analysis of sensitivity and specificity of urinary cytology and other urinary biomarkers for bladder cancer. Urologic oncology: seminars and original investigations. Vol. 33. No. 2. Elsevier, 2015 3Lobo J et al.: Evaluation of the Implementation and Diagnostic Accuracy of the Paris Classification for Reporting Urinary Cytology in Voided Urine Specimens: A Cyto-Histological Correlation Study in a Cancer Center. Pathobiology 90.4 (2023): 233-240 4Impact of bacillus Calmette-Guerin intravesical therapy on the diagnostic efficacy of The Paris System for Reporting Urinary Cytology in patients with high-grade bladder cancer. Cancer Cytopathology 130.4 (2022): 294-302 5Laukhtin E et al.: Diagnostic accuracy of novel urinary biomarker tests in non–muscle-invasive bladder cancer: a systematic review and network meta-analysis. European urology oncology 4.6 (2021): 927–942 Quelle: Kongress der European Association of Urology 2024, Paris, 5.-8. April 2024. Veranstaltung: Rapid-fire debates: Common problems and controversies in bladder cancer, Referate: E. Compérat, (Wien) No, cytology is sufficient - T. Zuiverloon (Rotterdam) Yes, urinary markers are needed.

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